Constant Moving

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2002
Rauminstallation in der Sparkasse Essen, III. Hagen, 9. OG


Dr. Maria Müller (MM) im Gespräch mit Werner Haypeter (WH)

MM Im Vergleich zu Deinen bisherigen Raumarbeiten, die Du in öffentlichen Gebäuden verwirklicht hast, greift die Installation in der Sparkasse Essen vehement in das Raumgefüge ein. Wie entstand die Idee zu dieser Erweiterung deiner Arbeit?

WH Als ich mich mit der Situation auf der Baustelle der Hauptgeschäftsstelle der Sparkasse Essen vertraut machte, lagen die Pläne für die Gestaltung des Gebäudes und auch für das 9.OG. vor, die baulichen Maßnahmen waren jedoch noch nicht durchgeführt. Ich hatte somit die Chance, in Absprache mit den Architekten und dem Bauherrn die für meine Raumarbeit notwendigen Veränderungen vor Ort durchführen zu lassen. Sowohl in den Plänen als auch auf der Baustelle selbst war die Funktion, die die Räume erfüllen sollten, gut ablesbar. Hier fand sich der Ansatzpunkt für meine Überlegungen: In der Gesamtarchitektur des 9. OG kommt den nicht transparenten Wänden eine besondere Bedeutung zu. Mich interessierte aber vor allem ein bewegliches Tor, das vorgesehen war, um im Rahmen von Veranstaltungen den Raum zu teilen oder etwas zu verstecken (Cateringservice etc.).

Diese Situation, in der sich Funktion würde erleben lassen, fesselte mich: Nun hängen dort gelbe und schwarze PVC Bahnen, gehalten von einer speziellen Klemmkonstruktion, in erheblichem Abstand vor einer Wand, die selbst also nicht Bildträger ist. Das ist mir sehr wichtig – so ist dort in dieser Arbeitsphase vorerst eine Pendeltür entstanden, wie man sie in vielen Industriebetrieben vorfindet.

MM Eine Pendeltür, die durch ihre Materialität und durch ihre Farbigkeit den Raum öffnet.

WH Durch die unübliche Breite der PVC-Bahnen, ihre Überlappung und entsprechende farbliche Anordnung wird aus der scheinbaren Pendeltür ein sich verändernder visueller Erlebnisraum. Weitere elektrisch verschiebbare, schwarze und gelbe PVC-Elemente ermöglichen eine Veränderung der räumlichen Gegebenheiten: Funkgesteuert lassen sich die Bahnen bewegen, bis ein Bildraum in der Breite von maximal 10 Metern entstanden ist.

MM In verschiedenen Arbeiten der vergangenen Jahre – ich denke da an die Rauminstallation in der Staatsgalerie Moderner Kunst München (1995) oder an deine PVC-Wandarbeit (1990) im Folkwang Museum Essen – erschien ein Verschieben der Elemente grundsätzlich möglich. Hier läßt sich nun, mit Hilfe einer codierten Fernbedienung, Bewegung tatsächlich durchführen.

WH Ja, dies beschäftigte mich seit München, die Arbeit entwickelte und konkretisierte sich aber erst hier in diesem Gebäude. Das variable Bild ersetzt nun die ursprünglich vorgesehene Wand, macht diese überflüssig, weil es deren geplante Funktion des Teilens und Verdeckens übernimmt. Das Bild verändert ständig seine eigene Situation im Raum, es bestimmt die Farb- und Lichtverhältnisse, trennt und verbindet gleichermaßen.

MM Die Arbeit ist ein Teil der Architektur geworden und wird doch zugleich als autonomes Kunstwerk wahrgenommen. Deine ursprüngliche Idee, weitere Elemente im 9. OG. zu positionieren, hast Du verworfen, warum?

WH Gemeinsam mit dem Architekten und dem Bauherrn war es möglich, das gesamte Umfeld bezüglich Materialität, Form und Farbe zu verändern: Meine Vorstellung und mein Ziel, die Grenze zwischen Fläche und Raum aufzulösen, konnte ich also bereits hier verwirklichen.


Weitere Veröffentlichungen

Mario-Andreas von Lüttichau in: »Sammlung Sparkasse Essen«, Hrsg. Sparkasse Essen 2003


Film: Emanuel Brod

 

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